E-E = mc3 ist eine Formel für die Kunst, die erst im 20. Jahrhundert entstehen konnte. Natürlich sehen wir hier die physikalische Formel Einsteins, die Energie und Masse in Relation setzt. Ich habe sie für die Kunst weiterentwickelt. Zunächst einmal muß man wissen, dass man E-E als Yeah - Yeah ausspricht. Dies entspricht der russischen Aussprache des Buchstaben E, der in seiner Verdoppeldung Bezug nimmt auf die gesamte Pop-Kultur. Gleichzeitig war E-E mein künstlicher Name. Ich lege Wert darauf, dass es mein künstlicher Name war, nicht mein Künstlername.

E-E führt dabei wesentlich über die Pop-Kultur hinaus. Was ich in der Kunst mache, ist die nächste Stufe nach der Pop-Kultur, oder, wenn man so will, die erweiterte Pop-Kultur. In welcher Hinsicht? Die Pop-Kultur ist in erster Linie ein amerikanisches Phänomen, ihre Ikone war Andy Warhol und ihre Bilder seine Suppendosen und die Marilyn Monroes. Die Stärke dieser Kunst ist ihre Bildhaftigkeit, aber sie geht nicht wirklich in die Tiefe. Diesen Schritt gehe ich in meiner Kunst. Meine Kunst ist nicht nur bildhaft, sondern sie stößt in geistige und seelische Dimensionen vor. Damit gilt sie zumindest für zwei Länder, nämlich für Amerika und Rußland, das heißt gegenüber der Pop-Kultur verdoppelt sie ihr Territorium.

Im zweiten Teil der Gleichung, mc3, steht das "m" für microphone. Das ist das Instrument oder das Mittel, durch das die Nachricht übertragen wird. Und "c hoch 3" steht für die Zeit - gestern, heute, morgen. Das bedeutet, dass ein Kunstwerk heute geschaffen wird mit allen Möglichkeiten, die dem Künstler die Geschichte der Kunst zur Verfügung stellt, und zwar im Hinblick darauf, dass das Werk auch in der Zukunft noch Gültigkeit hat. Diese Formel gilt selbstverständlich nicht nur für meine eigenen Werke. Ich habe sie nur geschaffen. Sie gilt genauso für die Werke aller anderen Künstler. Es ist eine universelle Formel, die sämtlichen -ismen in der Kunst ablöst.

Evgenij Kozlov, 2002